25 Jahre Gojukan Neuss e.V.

Die Anfänge: Mein Karate-Weg begann 1974 und ich hatte anfangs keinen blassen Schimmer, wo genau ich gelandet war. Meine Trainer, die allesamt aus Düsseldorf stammten, gehörten damals schon zu den besten Goju-Ryu-Karateka in Deutschland. Der Goju-Ryu Karate Club Neuss e. V., Gründungsjahr 1970 war 1974 und 1976 Deutscher Meister (GKD)). Ich war also in den besten Händen und konnte mehr oder weniger bis 1984 unbeschwert trainieren. Dann verließ mein langjähriger Trainer und Mentor Heinrich Bauer leider den Verein, um nach Frankfurt zu gehen - es war eine echte Zäsur für uns alle und wir brauchten nun einen neuen, verantwortlichen Trainer. Zusammen mit meinem besten Freund Kosta übernahm ich vorübergehend das Training, obwohl wir „nur“ den Braungurt hatten. Kurze Zeit später wurde uns von unserem Sensei Ogawa ein fremder Schwarzgurt zugewiesen. Mit dem neuen Trainer waren wir aber nicht glücklich, da er, trotz aller Bemühungen, das gewohnte Trainingsniveau nicht aufrechterhalten konnte.

1987 wurden Kosta und ich zum 1. Dan graduiert, danach übernahmen wir eigenverantwortlich das Training. In den 90ern änderte sich allerdings vieles, insbesondere der Zeitgeist. Die neue Generation Trainierender war anders , die Werte des Budo waren Ihnen nicht so wichtig. Außerdem wechselte der Vorstand öfter und persönliche Interessen kamen mit ins Spiel. Wir Sempai, die im Trainingsbereich eigentlich führend sein sollten, wurden bei wichtigen Entscheidungen nicht mehr miteinbezogen. Bei dem ganzen Hin- und Her in den 90ern erkannte ich, dass, wenn es so weitergeht, das Dojo irgendwann scheitern würde. Ich sollte Recht behalten, im Jahre 2020 wurde der Verein aufgelöst.

Schlussfolgernd fasste ich im Jahre 2000 den bedeutsamen Entschluss, ein eigenes Dojo in Neuss zu gründen. Mit 26 Jahren Trainingserfahrung und dem 3. Dan ausgestattet, gründete ich den Gojukan Neuss e. V. Eine Entscheidung die ich bis heute nicht bereue, welche aber die gleichzeitige Trennung von meinem damaligen Lehrer Sensei Ogawa bedeutete. Nachdem uns vom Sportamt der Stadt Neuss die Turnhalle der Münsterschule zugewiesen wurde (es gibt sie heute nicht mehr), nahmen wir sofort unser Training auf. Es folgten die Aufbaujahre des neu gegründeten Vereins. Nach einer gewissen Stabilisierungsphase, hatten wir letztendlich die richtigen Leute an Bord. Mit Ralf Urbach im Vorstand und Andrea Hönings (Kasse) waren wichtige Garanten für den Erfolg gesetzt. Aufwendiger gestaltete sich jedoch meine persönliche Aufgabe, eigene Dan-Träger zu entwickeln. Das bedeutet im Einzelfall 7-10 Jahre kontinuierliches Training und viel Durchhaltevermögen. Zugegebenermaßen hatte ich mir das einfacher vorgestellt, ein zweiter Anlauf wurde notwendig und meine Geduld in dieser Sache am Ende reich belohnt. Wir hatten unsere ersten Schwarzgurte und über die Jahre folgten Weitere. Mittlerweile gibt es neben den regelmäßigen Kyu-Prüfungen, alle 2 Jahre auch Dan-Prüfungen bei uns. Diese führe ich mit meinem Kollegen und Freund Udo Püschel sowie zusätzlich einem weiteren Prüfer im Auftrag des Deutschen Karate Verbandes (DKV) durch. Im letzten Jahr konnten wir uns auch wieder über neue Mitglieder freuen, welche bereits ihre erste Prüfung ablegen konnten. Heute sind wir ein in Neuss etablierter und prosperierender Verein mit gut ausgebildeten Trainern und mehreren lizensierten Prüfern. Außerdem steht in einem Jahr bereits die nächste Dan-Prüfung an; der werden sich drei unserer trainingsfleißigen Karatekas stellen. Bevor es allerdings soweit ist, haben wir noch viele Trainingseinheiten und Lehrgänge von uns. Unser Vereinsjubiläum werden wir im kommenden Sommer mit dem 5. Neusser Godogeiko gebührend feiern. Der Weg des Gojukan Dojo geht weiter und ich freue mich auf die nächsten gemeinsamen Jahre mit unserer Gojukan Familie.

Jochen Xenos